Pflanzenvielfalt, Artenvielfalt & Ressourcenschonung Interview mit HEINRICH GLAESER

Was hat Sie dazu bewegt, Biodiversität in Ihre Unternehmensstrategie zu integrieren? Gab es ein auslösendes Ereignis?
Bei uns dreht sich seit 1888 alles um‘s Thema Textilrecycling und Textilverwertung. Durch unseren Standort am Fuße der schwäbischen Alb hatten wir zu dieser Zeit viel Textilproduktion in der nächsten Umgebung, deren Abfälle wir wieder zu hochwertigen Fasern verarbeitet haben. Durch unser Wasserkraftwerk am Stammsitz in Ulm, das durch die Blau angetrieben wird, hatten wir schon immer einen direkten Bezug zur Natur und deren Einflüsse auch auf unsere Produktion. Durch die Entwicklung der Begrünungsprodukte unserer Abteilung GLAESERgreen mit allerlei Saatgutmischunungen und dem Kontakt zur BUGG, über unsere Mitarbeiterin Karin Brack, kam dann die Idee, einen begrünten Altkleidersammelbehälter zu entwickeln.
Wie würden Sie Ihre Biodiversitätsstrategie beschreiben? Was sind für Sie die wesentlichen Elemente?
Unser Ziel ist es Ressourcen zu schonen und Wertstoffkreisläufe zu schaffen. Wir wollen nicht Recycling oder gar Downcycling betreiben – Upcycling ist unser Ziel, d.h. aus Rohstoffen, die wir aus Abfällen gewinnen, wieder mindestens gleichwertige, am besten sogar höherwertige Produkte produzieren. Dazu haben wir mit der Greenbox einen Sammelbehälter geschaffen, in dem nicht nur die Alttextilien gesammelt werden, sondern der auch noch zur Unterstützung der Artenvielfalt beiträgt. Speziell im städtischen Umfeld können unsere Greenboxen als Blühtrittstein für Insekten fungieren, um „Betonwüsten“ zu überbrücken. Dadurch sollen auch Denkanstöße gegeben werden.
Was sind Schlüsselelemente, um Biodiversität erfolgreich in Ihrem Unternehmen zu implementieren?
Entscheidend für den Erfolg unserer Anstrengungen im Bereich Biodiversität ist, dass die Produkte auch am Markt angenommen werden. Oft können Produkte aus biodiversen Kreisläufen sogar kostengünstig in die reguläre Produktion integriert werden – man muss nur bereit sein ausgetreten Pfade zu verlassen. Im Endeffekt wird die gesamte Gesellschaft von einem Umbau der Wirtschaft in Richtung Nachhaltigkeit profitieren.
Wie sehen Sie das Thema Biodiversität in Ihrem Unternehmen in den kommenden 10 Jahren?
Bei uns werden die Prozesse immer stärker in dieser Hinsicht entwickelt - es handelt sich um einen kontinuierlichen Fortschritt in Richtung Biodiversität und ökologisch sinngebende Produktentwicklung.
Was liegt Ihnen persönlich beim Thema Biodiversität besonders am Herzen?
Die Bewahrung der Schöpfung für die nachfolgenden Generationen und ehrliche Kommunikation bzw. faire Integration unseres Gemeinwohls.