Kooperativ, Wirkungsorientiert & Konkret Interview mit den Schwartauer Werken
Was hat Sie dazu bewegt, Biodiversität in Ihre Unternehmensstrategie zu integrieren? Gab es ein auslösendes Ereignis?
Rund drei Viertel der weltweit blühenden Pflanzen sowie etwa 35% der Nahrungsmittelpflanzen, von denen die Welternährung abhängt, sind zur Fortpflanzung auf tierische Bestäuber angewiesen. Als Hersteller von Lebensmitteln, ist uns die Bedeutung einer facettenreichen und intakten Biodiversität schon lange ein besonders Anliegen. Bereits 2014 haben die Schwartauer Werke verstanden: Ohne Biene keine Früchte – ohne Früchte keine Konfitüre. Diese Erkenntnis war die Geburtsstunde für unsere bee careful Initiative und die seit jeher starke Verbindung zu Bestäuberinsekten.
Die Initiative hat es sich zum Ziel gesetzt hat, die Öffentlichkeit für die Bedeutung von Bienen und ihren Zusammenhang mit Fruchtvielfalt zu sensibilisieren und durch Unterstützung von Forschung sowie lokalen Bildungs- und Pflanzinitiativen, Bienengesundheit zu verbessern und ihre Population zu steigern.
Im vergangenen Jahr haben wir unsere bee careful Mission von einem zuvor zentralen Fokus auf Bienen hin zu einer Initiative für den Erhalt von Lebensräumen für Bestäuber sowie die Förderung von Boden- und Bestäubergesundheit erweitert. Dafür unterstützen wir biodiversitätsfreundliche Landwirtschaft auf unseren Partnerhöfen und deren Umfeld.
Wie würden Sie Ihre Biodiversitätsstrategie beschreiben? Was sind für Sie die wesentlichen Elemente?
Wir arbeiten aktuell an der Erweiterung unser bestehenden Nachhaltigkeitsstrategie um konkrete Biodiversitätsaspekte. Da die Themen Klima, Biodiversität, Wasser und auch Menschenrechte Hand in Hand gehen, möchten wir ökologische, soziale und ökonomische Dimensionen holistisch in unserer Arbeit bei den Schwartauer Werken verankern und als Querschnittsaufgabe in alle Unternehmensbereiche bringen. Vor diesem Hintergrund haben wir uns gegen eine explizite Biodiversitätsstrategie, sondern vielmehr für die Erweiterung der bestehenden ganzheitlichen Vorgehensweise um Biodiversitätsaspekte entschieden. Dafür haben wir in Kooperation mit den Biodiversitätsexpert*innen der Bodensee Stiftung und des Global Nature Funds einen Biodiversity Check entlang der gesamten Wertschöpfungskette realisiert, haben Risikoanalysen zu Rohwaren und Ursprungsländern durchgeführt und eine lange Liste von Empfehlungen und Indikatoren zusammengetragen. Diese Erkenntnisse sind für uns Grundlage, um einen mehrjährigen zielgerichteten Aktionsplan mit größtmöglichem Impact zu verabschieden.
Wesentliche Elemente sind neben der Sicherstellung entwaldungsfreier Lieferketten vor allem der Ausbau von Zertifizierungen und Transparenz bei der Beschaffung tropischer Früchte. Auch wenn die Schwartauer Werke 95% ihrer Früchte aus der EU beziehen, so sind es doch die verbleibenden 5% aus tropischen Regionen, die mit besonderem Risiko für potenziellen Biodiversitätsverlust verbunden sind. Darüber hinaus möchten wir unsere direkte Zusammenarbeit mit landwirtschaftlichen Betrieben weiter ausbauen und unser Pilotprojekt zur Förderung von Biodiversitätsmaßnahmen bei unseren Partnerbetrieben weiter skalieren.
Was sind Schlüsselelemente, um Biodiversität erfolgreich in Ihrem Unternehmen zu implementieren?
Bewusstsein und Committment sind entscheidende Faktoren für jede Form von Veränderungsprozessen. Bei den Schwartauer Werken haben wir ein umfangreiches Trainings- und Informationsprogramm installiert, um zahlreichen Kolleginnen und Kollegen die verschiedenen Themenaspekte im Bereich Nachhaltigkeit nahezubringen und den Einfluss des eigenen Handelns zu verdeutlichen. Auch Biodiversität ist dabei eines der Themen, welches wir mit internen Informationskampagnen sowie speziellen Trainings beispielsweise für unsere Einkaufsabteilung tiefer verankern. Dabei versuchen wir stets einen Ausgleich zwischen den schockierenden Fakten aber auch positiven Botschaften zu Möglichkeiten und Beispielen verantwortungsvollen Handelns aufzuzeigen.
Eine regelmäßige und illustrative Kommunikation unserer Initiativen im Bereich Biodiversität hilft enorm dabei, Verständnis und Begeisterung auszubauen. Dies formt die Grundlage für ein Kommittent, welches auch bei schwierigeren Entscheidungen Bestand hat.
Wie sehen Sie das Thema Biodiversität in Ihrem Unternehmen in den kommenden 10 Jahren?
Als Hersteller von Lebensmitteln sind wir eng mit unserer landwirtschaftlichen Lieferkette und den Auswirkungen von Klimawandel, Artensterben, Wasserverknappung und Bodenerosion verbunden.
Die Herausforderungen steigen und wir stehen unumstritten zu unserer Verantwortung.
Wir sind überzeugt davon, dass die Themen im Verbund adressiert werden müssen und dass es keine one-fits-all Lösungen gibt.
Entsprechend arbeiten wir am Aufbau von Expertise innerhalb definierter Rohstoffgruppen. Da die Herausforderungen im Anbau von Erdbeeren in Norddeutschland gänzlich andere sind als jene beim Anbau von Kakao in der Elfenbeinküste, setzen wir auf das Konzept zukünftiger Rohstoffexpert*innen. Unser Nachhaltigkeitsteam wird auch in Zukunft noch bei der Analyse von Hot Spots, der Entwicklung von Strategien und Bewertung von Maßnahmen unterstützen, Ziel sollte es langfristig jedoch sein, Nachhaltigkeitsaspekte einschließlich Biodiversität als festen Bestandteil in den Qualitäts- und Auswahlprozessen der Schwartauer Werke zu verankern.
Was liegt Ihnen persönlich beim Thema Biodiversität besonders am Herzen?
Wir müssen lernen die Natur wieder als das zu begreifen, was sie ist – die Grundlage allen Lebens, einschließlich des menschlichen.
Mich berührt, inspiriert und treibt besonders ein Zitat von Mahatma Gandhi, das da lautet „Sei du selbst die Veränderung, die du dir wünschst für diese Welt.“
Mit diesem Anspruch setze ich mich bei den Schwartauer Werken für ein Wirtschaften innerhalb der planetaren Grenzen ein und versuche durch positive Verstärkung so viele Verbündete wie möglich zum Mitmachen zu bewegen.
Weiterführende Informationen: Unser Beitrag zur Nachhaltigkeit | Schwartauer Werke (schwartauer-werke.de).